Planspiel Landtag
„Der Landtag sind wir!" – nach diesem Motto hatten etwa 45 Schülerinnen und Schüler der Berufsschule St. Marien in Ettmannsdorf im gleichnamigen Planspiel die einmalige Gelegenheit in den Räumen des Bayerischen Landtages in die Rolle von Landtagsabgeordneten zu schlüpfen und über das Thema Jugendkriminalität zu diskutieren. Bei den Sitzungen im Plenarsaal des Maximilianeums bot sich den Jugendlichen die Möglichkeit, hautnah zu erleben, wie Gesetzgebung funktioniert.
Nachdem das Planspiel Landtag in den vergangenen Jahren bereits einige Male in den Klassenzimmern der Berufsschule St. Marien stattgefunden hat, wurden die Schülerinnen und Schüler in diesem Schuljahr vom Referat für politische Bildung des Bayerischen Landtages in das Maximilianeum eingeladen. Das Projekt wurde von Honorarkräften der Forschungsgruppe Jugend und Europa durchgeführt. Die FGJE ist Teil des Centrums für angewandte Politikforschung (CAP) an der Universität München und hat das Planspiel „Der Landtag sind wir!" im Auftrag des Bayerischen Landtags entwickelt.
Zu Besuch im Landtag (Foto: Berufsschule St. Marien)
Bereits die umfangreiche Sicherheitskontrolle am Eingang des Bayerischen Landtags und die ersten Eindrücke beim Betreten des Landtagsgebäudes waren für viele Schülerinnen und Schüler ein aufregendes Erlebnis. Nach einer Einführungsphase schlüpften die SchülerInnen per Zufallsprinzip in die Rolle eines/r fiktiven Landtagsabgeordneten und verteilten sich auf vier politische Lager: die Konservativen, die Sozialen, die Liberalen und die Ökologen. Dies entspricht zwar nicht exakt den fünf vertretenen Fraktionen im aktuellen Landtag, allerdings hat sich diese Reduktion auf lediglich vier Richtungen nach Aussage des CAP-Teams aus organisatorischen Gründen als sinnvoll erwiesen.
Der zuvor gewählte Landtagspräsident las den Gesetzesentwurf vor und direkt im Anschluss begannen die ersten simulierten Fraktionssitzungen. Die NachwuchspolitikerInnen wählten ihre Fraktionsvorsitzenden und diskutierten leidenschaftlich über den Gesetzesentwurf zur Bekämpfung der Jugendkriminalität in Bayern. In den historischen Räumlichkeiten entwickelten sich kontroverse und zum Teil auch hitzigen Debatten, die aber immer in einem fairen und konstruktiven Rahmen abliefen. Dabei ging es konkret um Fragen wie: Brauchen wir mehr Jugendrichter und Jugendarrestplätze? Müssen die Strafverfahren beschleunigt werden? Sollen an bayerischen Schulen mehr Stellen für Sozialarbeiter geschaffen werden? Mit den verschiedenen Änderungsanträgen ihrer jeweiligen Fraktion verteilten sich die jugendlichen Landtagsabgeordneten auf drei verschiedene Ausschüsse und erarbeiteten nach zähen Verhandlungen eine schriftliche Beschlussempfehlung. Diese wurde nochmals kurz in den einzelnen Fraktionen besprochen und zugleich feilten die Fraktionsvorsitzenden an ihren abschließenden Reden.
Nach vier Stunden intensiver Arbeit konnte der veränderte Gesetzesentwurf bei der abschließenden Abstimmung im Plenarsaal schließlich mit einer überwältigenden Mehrheit angenommen werden. Danach durften die Jugendlichen ihre Rolle als Landtagsabgeordneter wieder verlassen und sprachen in einer kurzen Feedbackrunde über ihre Erfahrungen während des Planspiels. Dabei meinten einige SchülerInnen sogar, dass sie überrascht gewesen seien, dass „Politik ja eigentlich richtig spannend und doch gar nicht so langweilig ist." Die Erfahrung, im Plenarsaal des Bayerischen Landtages zu debattieren und über ein Gesetz mitentscheiden zu können, hat bei allen Schülern einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Mit Stolz erlebten sie, was es bedeutet, Teil eines demokratischen Prozesses zu sein.
Zu Besuch im Landtag (Foto: Berufsschule St. Marien)
Ein weiteres Highlight des Tages war die abschließende Diskussionsrunde mit den Landtagsabgeordneten Katja Weitzel (SPD) und Alexander Flierl (CSU). Neben allgemeinen Fragen zum beruflichen und privaten Alltag eines Abgeordneten wurde es allerdings auch nochmal hochpolitisch bei Fragen wie: Was ist Ihre persönliche Einstellung bzw. die Einstellung ihrer Partei zu Waffenlieferungen an die Ukraine? Was halten Sie von Bürgergeld für arbeitsfähige Menschen? Wie können wir den Klimawandel aufhalten? Was denken Sie über ein Social-Media-Verbot für Jugendliche? Die beiden Abgeordneten gaben auf alle Fragen ausführlich Antwort und ermunterten die Schülerinnen und Schüler, sich über politische Themen zu informieren, sich eine Meinung zu bilden und auch mal Kontakt zu den Politikern in der Region aufzunehmen. Viele Jugendlichen nutzen noch die einmalige Gelegenheit, um ein Foto mit sich und den Abgeordneten oder ein Selfie am Rednerpult des Plenarsaales im Bayerischen Landtag zu machen.